Hedy und das fabriggli. Eine lange und innige Beziehung.
Frühe 80iger Jahre: Hedy besucht zum ersten Mal das fabriggli. Sie begleitet Peter, ihren zukünftigen Mann und einer der Gründer des Kleintheaters, und bekommt so bestimmt auch einen Einblick hinter die Kulissen. Nach diesem Besuch meint Hedy, dass sie gaaaanz bestimmt nieeeee in diesem Betrieb mitarbeiten wolle! Das sei ja unwahrscheinlich viel Arbeit!
Mittwoch, 31. Oktober 2018: In ihren letzten Stunden sitzt Hedy in ihrem Büro, mobilisiert alle noch zur Verfügung stehenden Kräfte und bearbeitet unerledigte fabriggli Arbeiten. Bis wirklich beinahe zuletzt.
Und dazwischen?
1983 steigt Hedy, trotz ihrer ersten Skepsis, in den fabriggli Theaterbetrieb ein.
Als erstes organisiert sie zusammen mit anderen das Kinderprogramm. Schnell, und bis am Ende heiss lodernd, fängt sie Feuer für dieses kleine noch so junge Theater.
Im Laufe der mehr als 35 Jahren, die Hedy bis zu ihrem Tod im fabriggli tätig ist, folgen unzählige Aufgaben, die von ihr erledigt werden: Sie übernimmt die Leitung des Kinderprogramms und freut sich über alle kleinen Zuschauer, die im fabriggli gross werden.
Während dieser Zeit kommen die administrativen Arbeiten dazu. Sie steigt ins Sekretariat ein und kümmert sich zudem um die Finanzen und die Buchhaltung.
Als eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, zuerst Inside später dann die Poggcorner, für das Veranstalten von Konzerten von Jungen für Junge anfragt, ist Hedy sofort begeistert dabei, begleitet und unterstützt den VeranstalterNachwuchs und betreut unzählige Punk-, Ska- und Rockkonzerte, bis sich die junge Truppe auflöst.
Ebenfalls mit viel Lust und Elan übernimmt sie zusammen mit Peter Eggenberger die Theaterleitung als Co-Leiterin und steigt später, ebenfalls zusammen mit Peter, in die Produktionsleitung der Eigenproduktionen ein. Nach dem Rücktritt von Peter 2012 leistet sie die Leitungsaufgaben und führt den Betrieb zusammen mit der Präsidentin, übernimmt zusätzlich die Programmierung und Verantwortung für die Hälfte der Theaterveranstaltungen für Erwachsene und ist weiterhin für die Eigenproduktionen verantwortlich. Zudem ist sie für alle Vermietungen, Dritt- und Co-Anlässe im Theater zuständig. Ganz selbstverständlich erledigt Hedy weitere tausend Kleinigkeiten, ist die Hüterin der fabriggli Geschichte und weiss immer, was wann wie zu machen ist.
Für Hedy ist das fabriggli eine Lebensaufgabe. Sie prägt mit ihrer grossen Tatkraft das kleine Theater massgeblich und mit Sicherheit über ihre Zeit hinaus. Bei allem, was sie anpackt, sprüht sie vor Lust und Energie. Voller Interesse packt sie zusammen mit dem Team immer wieder Neues an und setzt sich mit einer ihr eigenen Wachheit und Offenheit für die Weiterentwicklung des Betriebes ein. Stillstand und immer Gleichmacherei sind ihr ein Graus.
Sie kann hart und mit stichhaltigen Argumenten fighten, ist dabei aber nie stur, hält sich an Fakten und lässt sich mit guten Gegenargumenten auch gerne überzeugen. Hedy ist eigenständig und selbstbestimmt. Nie muss sie sich anbiedern. Das hat sie schlicht nicht nötig. Sie hat eine Haltung und ein Rückgrat. Sie ist sehr sorgfältig und strukturiert, ordentlich und zuverlässig, aber keine Perfektionistin, die alle anderen mit ihrer Präzision erdrückt. Ihr Humor und ihre Menschenliebe sind immer spürbar. Das Wohlergehen des Teams, der Künstler und des Publikums sind ihr wichtig. Oft schallt ihr helles Lachen durch die Räume und wärmt das Herz aller, die es hören. Ihre Motivation und unbändige Lust und Freude, im fabriggli etwas zu bewegen sind ansteckend und allen ein grosses Vorbild.
In den letzten vier Jahren, in denen sie von ihrer Krankheit begleitet wird, wächst sie immer wieder über sich hinaus. Trotz schwieriger Operationen, mehrfachen und belastenden Behandlungen mit Nebenwirkungen ist sie praktisch ohne nennenswerte Unterbrechung im Theater anzutreffen. Mit unglaublichen Kräften erledigt sie ihre Arbeit weiterhin in gewohnter Manier. Viele, die mit ihr zu tun haben, nehmen die Krankheit gar nicht so richtig wahr. Hedy strotzt weiterhin vor Energie und weigert sich, der Krankheit zu viel Raum einzugestehen. Mutig und selbstbestimmt geht sie ihren Weg und macht dem Team immer wieder Hoffnung, dass schon alles gut werde. Irgendwie.
Als in den letzten Wochen die Kräfte dann aber unaufhaltsam schwinden, ordnet sie alles, übergibt und lässt los. Auch die fabriggli Arbeit. Trotzdem ist sie bis zur letzten Woche im Haus präsent und geht ihrer Aufgabe nach. Schlicht unglaublich.
Das fabriggli verliert mit Hedy einen Menschen, der eine grosse Lücke hinterlässt. Das Team, das nun weiter so ein Theater macht, wird dies in ihrem Sinne tun, weiter gehen, nicht stehen bleiben und Hedy dabei ein ehrendes Andenken bewahren. Im fabriggli und in den Herzen hat Hedy für immer Spuren hinterlassen. Unauslöschlich.
Das ganze Team ist dankbar für die Zeit, die es mit Hedy verbringen durfte, für die Freundschaft, für ihre Fürsorge und den Weitblick, für ihre Visionen und Ideen.
Wir sind glücklich sie bei uns gehabt zu haben und so unglaublich traurig, sie gehen lassen zu müssen.
Im Namen des fabriggli Teams
Katharina Schertler Secli